21
Feb
2018
21. Februar 2018

Ausstellung «Manet und seine Zeitgenossen» in Wuppertal

Hier der Reisebericht von Lou Hobert über unsere Exkursion (organisiert von Marie-Hélène Borscheid) nach Wuppertal zur Ausstellung «Manet und seine Zeitgenossen»:

Schweben hatten die Mitglieder der deutsch-französischen Gesellschaft im vorigen Jahr schon gelernt. Jaaa, 85.000 Fahrgäste schweben täglich auf einer 13 km langen Strecke über die Wupper, seit 1901 also 1,5 Milliarden Fahrgäste! Das Wahrzeichen der Stadt Wuppertal ist nicht die einzige Attraktion der Stadt. Einstmals war es die Textil- und Färbeindustrie, deren denkmalgeschützte Bauten auch heute noch das Bild der einzelnen Stadtteile prägen und die rund 500 Treppen mit 12000 Stufen in der grünsten Stadt Deutschlands.

Wuppertal beherbergt auch einen stattlichen Besitz von 711 Millionen Euro Kunstschätzen, deren Verkauf nach dem Willen der Stadt zur Entschuldung des städtischen Schuldenbergs (2 Milliarden EURO) nicht herangezogen werden dürfen, um ihr Renommee nicht zu schädigen.

Zum zweiten Mal also am 21.2.18 auf nach Wuppertal, um diesmal im 19. Jahrhundert Frankreichs zu schwelgen. Das Von der Heydt-Museum lockt mit Edouard Manets Seestücken, Garten- und Figurenszenen, Stillleben und Porträts, mühsam ausgeliehen in Museen rund um die Welt.

Einzelgänger und Außenseiter, beeinflusst durch die zeitgenössische Photographie, malt er sowohl grob, flüchtig und lässig, zeitweise auch nüchtern und realistisch, ohne Schönfärberei. Manchmal auch elegant bis subtil, beeinflussen seine frappierenden Bildkompositionen ganze nachfolgende Künstlergenerationen. Er nimmt Abstand von historisierenden Gemälden, malt das ganz normale Leben des Bürgertums unter Napoleon III., seine Freizeitbeschäftigungen, kurz das echte Leben. Das widersprach natürlich dem dekadenten Mainstream seiner Zeit.

Bei der Weltausstellung 1867 ausgeschlossen, baut er sich einen eigenen Pavillon. Frauen erscheinen selbstbewusst, politische Ereignisse wie die Hinrichtung Maximilians unbeschönigt. Zeitgenossen fühlen sich provoziert, lösen seine Ausstellungen auf, weisen häufig seine Bilder in den Salons zurück. Die Kunstkritik skandalisiert Bilder wie „Frühstück im Grünen“ oder „Olympia“, da Nacktheit hier nicht in Verbindung mit dem „Göttlichen“ steht. Im „Salon des Refusés“ erfahren solche Bilder allerdings besondere Aufmerksamkeit und lösen fruchtbare Diskussionen in den Salons aus. Die Avantgarde formiert sich.

Schwelgen konnte unser Auge auch in der historischen Stadthalle auf grünem Hügel über der Stadt. Ein weiteres Highlight des Tages! Dieser repräsentative Sandsteinbau im Stil der Neurenaissance, hoch über der Wupper, mit gusseiserner Loggia zum Stadthallengarten, prunkvollem Konzertsaal, um den sich viele Nebenräume gruppieren, wurde im Jahr 1900 mit Richard Strauss festlich eingeweiht. Bombenangriffen entging er, wurde aber später unsachgemäß umgestaltet. Seit der gelungenen Renovierung in den 90er Jahren dient dieser prachtvolle Gebäudekomplex als Mehrzweckzentrum für mehr als 500 hochkarätige Konzerte, Bälle, Galas, Shows, Kongresse, Ausstellungen, ja sogar TV-Produktionen. Perfekte Akustik in brillanter Umgebung bietet Kulturgenuss vom Feinsten. Als Mitglied der „Historic Conference Centres of Europe“ bietet Wuppertal hier exklusive Events in einem Rahmen, der Charme und Eleganz paart mit moderner Technologie und Gastronomie für bis zu 2000 Personen. Wer sollte da nicht beeindruckt sein?

Genüsslich beim Stadtbummel in der Sonne schwelgend rundet sich das Tagesereignis für die Gruppe erfolgreich ab. Begeistert von all diesen Eindrücken besteigen wir den Bus nach Hause, immer begleitet von der Sonne über der Winterlandschaft der Sauerlandlinie.

Gez. LOU HOBERT


Bilder der Veranstaltung